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Mit diesen 8 Gründen hat PETA unrecht, warum Honig nicht vegan, für die Bienen jedoch lebenswichtig ist

Counter Speech zu einem Artikel von PETA.

Bereit für ein paar Fakten, viel Text und warum die seltsame Meinung von PETA eines Kommentars bedarf?

Fangen wir mit dem Teaser an:

Doch viele Verbraucher fragen sich, was falsch daran sein könnte, Honig zu essen. Die folgenden 8 Gründe verdeutlichen, warum Honig nicht vegan ist, warum Bienen ihren Honig nicht freiwillig hergeben und warum viele der unterschätzten Insekten dabei sterben.

Wer gibt schon irgendetwas freiwillig her? In allen Hochkulturen ist selbst das schenken mit einer Gegenleistung verbunden (z.B. Dankbarkeit, Platz im Himmel, ...) Davon abgesehen legt Sie den überschüssigen Honig fern vom Brutnest ab. Das entnehmen dieses Überschusses erfolgt vollkommen "unblutig". Kapitalisten könnten es als Miete von Wohnraum bezeichnen. Der Imker stellt die Wohnung für das Bienenvolk zur Verfügung, sogar Teilmöbliert und incl. Krankenversicherung das ist besser als was mancher Mensch auf der Erde vom Leben erwarten kann.

In Deutschland mag der Umgang mit sogenannten Honigbienen nicht so dramatisch sein wie im Ausland – doch schätzungsweise 80 % des Honigs stammen nicht aus Deutschland, daher thematisiert dieser Text auch den Umgang mit Bienen im Ausland (Asien, USA und Südamerika).

Beispiel 2016 Honigerzeugung 21.616 t Import 82.400 t Export 22.800t Verbrauch 81.200 t Quelle: https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung/versorgungsbilanzen/honig/ Abgerufen am 4.9.17 Ergibt eine Importquote von ca. 75% (81200t Verbrauch und 21616t Produktion entspricht 73,4%) Liebe PETA bedeutet das nicht, dass wir NOCH MEHR Honig produzieren müssten?

1. These "Auch Bienen werden in der Massenzucht gehalten und ausgebeutet"

In der Honigindustrie werden Bienen Opfer von unnatürlichen Lebensbedingungen,...

Welche "natürliche" Lebensbedingung gibt es für die Honigbiene? Sie ist auf den Menschen angewiesen aufgrund Jahrhunderte langer Zucht. Ähnlich wie ein Hausschwein verendet die Honigbiene grausam, wenn Sie ausgesetzt wird, da Sie auf die Infrastruktur der Menschen angewiesen ist. Beispielsweise Beute, Standortwahl, Krankheits- und Seuchenbekämpfung.

Nachfolgend kommen die versprochenen 8 Thesen von PETA jeweils mit meinem Kommentar.

...genetischer Manipulation...

Nun diese ist durchaus sinnvoll, nennt sich beim Menschen Sex und bei Tieren Befruchtung. Findet diese nicht statt, so hat dies ernsthafte Konsequenzen. Eine Lektüre zu Genetik und Inzucht gibt da tiefere Einblicke.

...und stressvollen Transporten.

Nun da Imker der Inzucht vorbeugen wollen ist ein Transport notwendig und sicherlich stressfreier als ohne Flügel auf die Welt zu kommen.

Um das natürliche Schwärmen zu verhindern, werden die Flügel der Bienenköniginnen häufig gestutzt – somit sind die Königinnen samt Schwarm an das vom Menschen bereitgestellte „Zuhause“ gebunden.

Aus welchem Grund sollte ein gestutzter Flügel das Schwärmen verhindern? Die Königin läuft dann eben einfach aus dem Stock und ist trotzdem fort. Dieses "Zuhause" ist auch notwendig, denn hohle Bäume in entsprechender Größe für so ein Volk sind SEHR selten. Die meisten werden gefällt um das Risiko eines tragischen Unfalles mit einem umgestürzten Baum zu verhindern.

Auf diese Weise werden auch die restlichen Bienen zu einem Leben in den Magazinen gezwungen, denn ohne ihre Königin würden sie niemals wegfliegen.

Nein, im Gegenteil Sie kommen und gehen bzw. fliegen weg und kommen wieder. Die Bienen die nicht zurück wollen suchen sich einen anderen Stock und betteln sich dort in das Volk.

Gerade im Ausland gibt es riesige „Honigfarmen“, auf denen Hunderte oder gar Tausende solcher Magazine nebeneinanderstehen, was nach unserer Ansicht mit der Massenzucht in anderen Tierhaltungsbereichen gleichzusetzen ist.

Ja ist Ansichtssache.

Diese Kästen sind mit bis zu vier Stockwerken ausgestattet und lassen sich so öffnen, dass der Imker zwar möglichst wenige Bienen verletzt, aber auch leicht an den Honig gelangt.

Stimmt. Der Imker sorgt auch mit den Beuten und entsprechenden Konstruktionen dafür das natürliche Feinde z.B. Mäuse den Honigbienen nicht schaden. Ein hohler Baum ist leider keine dauerhafte Konstruktion, ist u.U. nicht Wasser- und Winddicht, mit Sicherheit von Pilzen und Parasiten befallen und natürliche "Honigfreunde" finden ausreichend Zugangsmöglichkeiten um das Volk nachhaltig zu zerstören.

Sie wurden speziell entwickelt, um den Bienenstock mühelos von Ort zu Ort transportieren und dadurch profitabel Honig gewinnen zu können.

Sollen die Bienen verhungern wenn sie an riesigen Monokulturen stehen und diese abgeblüht sind? Im übrigen die riesigen Getreidefelder bringen einer Biene kein Futter, sind also nur für Menschen (Vegan und nicht vegan) nützlich.

2. These "Bienen werden bei der Honigproduktion oft verletzt oder getötet"

Da die Honigproduktion in den meisten Fällen profitabel sein muss, ist der Umgang beim Einsammeln des Honigs nicht selten unachtsam. So werden Bienen zerquetscht, die Flügel der winzigen Kreaturen beschädigt oder gar ihre Beine abgetrennt.

Hier fehlt kausale Zusammenhang. Im Gegenteil wenn der Imker profitabel arbeiten will, muss er achtsam sein. Eine zerquetschte Arbeiterin bringt keinen Honig in den Stock. Eine zerquetschte Königin bedeutet entweder den Tod des Volkes oder zumindest ein verringertes Wachstum des Volkes. Aus diesen Gründen ist der pflegliche Umgang mit den Bienen in jedem Falle sinnvoll und erstrebenswert.

Zudem verhindern viele konventionelle Honigproduzenten bewusst das „Ausschwärmen“ – also die Aufteilung der Stockbewohner mit der Geburt einer neuen Königin – durch das bereits erwähnte Flügelkürzen der Königin, damit sie den Stock nicht verlassen kann.

Es gibt auch "viele" Imker die das Schwärmen fördern, es war sogar einige Zeit sehr modern. Das Flügelkürzen hat keinen Einfluss auf die Schwarmstimmung im Volk. Daher hat der Verfasser vollkommen unrecht mit dieser Aussage.

Der natürliche Prozess des Schwärmens könnte zu einer geringeren Honigproduktion führen und den Profit des Imkers schmälern.

Unlogisch! Könnte aber auch durch das zweite Volk zu einer höheren Honigproduktion führen.

In der konventionellen Zucht werden Königinnen im Übrigen künstlich befruchtet, was mit großem Leid für die kleinen Tiere verbunden sein dürfte.

Kann man machen, muss man aber nicht. Ich kann auch in die Kinderwunschklinik gehen, muss ich aber nicht. Die meisten Imker bevorzugen den "natürlichen Akt" bei den Bienen und sicherlich auch zu Hause.

3.These "Königinnen erreichen nur einen Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung"

So wie Rinder, Kühe, Schweine und Hühner in der Intensivtierhaltung nur einen Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung erreichen, sterben auch Bienen in der Honigindustrie frühzeitig.

Die Biene fliegt solange bis sie stirbt. Ob ein Imker den Honig entnimmt oder nicht ist egal. Die meisten Arbeiterinnen sterben eines natürlichen Todes (gefressen werden, Altersschwäche oder Krankheit) noch bevor der Imker den Honig entnehmen will/kann. Da die Lebensdauer einer Arbeiterin ca. 45 Tage, sicherlich sogar kürzer, ist kann Sie gar nicht wissen ob, wann oder wieviel Honig entnommen wird. Sie ist ein Honigmessi. Wenn Sie könnte würde Sie Ihren Stock bis zur letzten Wabe mit Honig füllen. Mit dem Resultat das kein Brutnest den Fortbestand des Volkes sichern könnte.

Obgleich Bienenköniginnen, die die Eier legen, bis zu sechs Jahre alt werden können, werden sie vor allem im Ausland bereits nach einem Jahr getötet und durch neue produktivere Königinnen ersetzt.

Kann man machen, muss man aber nicht. Gute Königinnen zu ersetzen ist aber nicht im Sinne des Imkers. Im übrigen "entsorgen" Bienenvölker Königinnen, falls diese eine schlechte Leistung bringen. Da kann der Imker machen was er will, die Königin ist weg oder Tod, wenn sie dem Volk nicht passt. Dies geschieht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vor Ablauf der 6 Jahre, denn nicht alle Königinnen haben beim Begattungsflug auch entsprechend viel Samen abbekommen. Sollte dies dann geschehen steht das Volk im Frühjahr ohne Brut auf ziemlich verlorenem Posten.

4. These "Bienen brauchen ihren Honig selbst"

Bienen produzieren ihren Honig nicht aus Spaß oder – wie oft behauptet – für den Menschen. Vielmehr dient Honig den Bienen als Nahrungsmittel. Der aus Nektar und einem kleinen Teil Pollen hergestellte Honig enthält Nährstoffe, die vor allem in den kalten Wintermonaten überlebenswichtig für die Bienen sind. Daher dient Honig den Bienen als Schutz vor einem möglichen Befall durch verschiedene Milbenarten und anderen Krankheiten, die unter anderem für das Bienensterben verantwortlich sind. Die von den meisten Honigproduzenten bereitgestellte künstliche Ersatznahrung, bei der es sich zumeist um billiges Zuckerwasser handelt, kann die Tiere jedoch anfälliger für Krankheiten machen.

Nun ein Imker liebt seine Bienen, manche leben sogar von Ihren Bienen und deshalb legt er sehr viel Wert darauf was seine Bienen zu fressen bekommen. Lässt man Bienen ihren eigenen Honig ist das gut und es bleibt trotzdem genug für den Imker übrig. Jedoch muss sicher gestellt werden, dass es sich um Honig handelt welchen die Bienen auch gut vertragen. Einfaches Zuckerwasser ist für die Bienen und der Darmflora unschädlicher als Melezitosehonig welchen die Bienen selbst gesammelt haben. Mal davon abgesehen, dass ein Volk ca. 16 Kilo Honig im Winter braucht und mindestens das doppelte sammelt. Es bleibt also genug für Mensch und Tier.

5. These "Bienen arbeiten hart für IHREN Honig"

Ein Bienenstock besteht aus Zehntausenden Bienen, von denen jede eine bestimmte Aufgabe hat. Die Arbeiterbienen sind für die Futtersuche zuständig und docken pro Tag an etwa 40 Millionen Blüten an, um Pollen und Nektar aufzunehmen. Anschließend entziehen sie dem Nektar das Wasser und fügen ihm körpereigene Enzyme zu, um den Honig in Futter umzuwandeln und zu verhindern, dass er schlecht wird. Eine mühselige Arbeit – und das tagein, tagaus.

Stimmt. Entnimmt der Imker den Honig jedoch nicht, wird das Brutnest zu klein, das Volk schwärmt oder geht ein. Ein Schwarm findet aber keinen hohlen Baum in der Umgebung, hängt sich in eine Astgabel und verendet qualvoll. Im übrigen sind 30% (oder auch mehr?) Bienen "Arbeitslos" im Stock.

6.These "Das Bienensterben geht uns alle an"

... Ein wichtiger Grund dafür, dass beispielsweise die Varroa-Milbe der heutigen „Honigbiene“ einen solch immensen Schaden zufügen kann, liegt jedoch auch darin, dass die Bienen durch Züchtung ...

Stimmt.

...und billige Ersatznahrung viel anfälliger für Krankheiten und Milbenbefälle sind.

Kann sein, Honig ist aber auch nicht immer das beste für die Biene siehe Melezitose Honig.

7. These "Panikmache erleichtert den Diebstahl"

Haben Sie auch gedacht, dass Imker die Bienen „einräuchern“, weil es die Tiere beruhigt und sie dadurch weniger stechen? Falsch gedacht.

Doch! Mit vollem Magen ist man ruhiger, sollte auch einem veganer einleuchtend sein.

...Tatsächlich verfolgen die Honigproduzenten mit dem Einräuchern einen eigennützigen Plan.

Natürlich! Dem Imker nützt es nichts wenn ihn eine Biene sticht und danach stirbt. Es nützt somit auch der Biene, diese überlebt weil sie nicht sticht.

Der Rauch suggeriert den Bienen einen Waldbrand, und als natürliche Reaktion auf diese vermeintliche Gefahr nehmen sie möglichst viel Honig auf, um sich mit ausreichend Proviant ausgestattet ein neues Zuhause zu suchen.

Stimmt. Jedoch bleibt die Biene im Stock bzw. einfach auf der Wabe sitzen und wenn sich der Rauch verzieht ist alles wieder gut.

Die Insekten verkriechen sich also voller Panik...

Stimmt nicht. Keine Panik, alles geordnet und ruhig.

...und sind mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt, während der Mensch sich an ihrem Honig zu schaffen macht.

Falsch, Honigentnahme erfolgt ohne Rauch. Würde sonst den Geschmack des Honigs verfälschen.

In dieser Zeit sind die fleißigen Bienchen irritiert, was ihre „Stechlust“ vorübergehend senkt.

Die Bienen sind immer gut koordiniert, sie stechen nur in Notwehr (z.B. eingequetscht zwischen Daumen und Wabe) mit oder ohne Rauch das ist der Biene dann wirklich egal!

8.These "Honig von glücklichen Bienen?"

Möglicherweise gibt es auch Imker, die den Bienen nicht den ganzen Honig stehlen und versuchen, möglichst wenige Bienen zu töten. In diesem Bereich der Tierhaltung gibt es durchaus große Unterschiede zwischen deutschem Honig und Honig aus dem Ausland sowie konventionell oder ökologisch erzeugtem Honig. Doch ist es nicht trotzdem falsch, anderen etwas wegzunehmen, das für das eigene Leben gar nicht nötig ist? Bienen brauchen IHREN Honig für ein gesundes Leben, der Mensch jedoch nicht. Und wer möchte schon das Erbrochene von Bienen essen, wenn es genügend köstliche Alternativen gibt? Warum nicht selbst zum fleißigen Bienchen werden und Honig – zum Beispiel aus Löwenzahn – zubereiten?

Bienen brauchen einen Teil von Ihrem Honig wie bereits mehrfach erklärt (siehe oben). Die Bestäubungsleistung von Wildbiene, Hummel und Co. ist allerdings zu gering um genügend hohe Ernteerträge für alle Menschen, vor allem bei Obst, zu erzielen. PETA würde ziemlich bald merken, das ein Imker in der Nähe zur Anbaufläche den Ertrag um ein vielfaches steigen lässt.

Fazit

Die Thesen sind also reine Effekthascherei, die bei halbwegs sachlicher Betrachtung nicht haltbar sind.

Ein paar Gedanken für Veganer: Auch Veganer profitieren von der Bienenhaltung, der rotbackige Apfel, die saftige Birne, die süße Kirsche, Zucchini, Tomate, Kürbis oder auch Löwenzahn wurde mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit von einer Honigbiene bestäubt die danach wieder nach Hause zu ihrer Königin und dem Imker zurückfliegt. Ist die Bestäubung nicht auch eine Ausbeutung der Arbeitskraft der Biene? Welche Gegenleistung bringt der veganer der Honigbiene? Wenn der Imker keinen Honig mehr entnehmen und verkaufen soll, wovon soll er dann Leben? Warum soll der Imker Dir helfen Dein Essen herzustellen? (M. Kriegebaum, 2017)